Working Capital

Das Working Capital (WC) zählt zu den wichtigsten betriebswirtschaftlichen Steuerungsgrössen – insbesondere bei Produktions- oder Handelsunternehmen. Es gibt Auskunft über die kurzfristige finanzielle Handlungsfähigkeit eines Unternehmens. Eine Veränderung des WC hat direkten Einfluss auf die Liquidität, das operative Risiko sowie den Unternehmenswert. Wenn Sie Ihre Firma verkaufen möchten, im Rahmen einer Unternehmensbewertung oder bei einer Unternehmensnachfolge spielt das Working Capital eine bedeutende Rolle bei den Kaufpreisverhandlungen.

Was ist Working Capital? #

Working Capital (auch: Betriebskapital) beschreibt die Differenz zwischen kurzfristigem Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten. Es zeigt, wie viel Liquidität dem Unternehmen zur Finanzierung des täglichen Geschäfts zur Verfügung steht.

Die Kernformel lautet:

Net Working Capital (NWC) = 
Umlaufvermögen (ohne liquide Mittel) − kurzfristige Verbindlichkeiten (ohne Finanzschulden)

Typische Bestandteile des Net Working Capital:

  • Flüssige Mittel
  • Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
  • Vorräte (Rohstoffe, Waren, Halbfabrikate, Fertigprodukte)
  • Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten
  • aktive/passive Rechnungsabgrenzungen (je nach Praxis)

Ein positives Net Working Capital bedeutet, dass das Umlaufvermögen die kurzfristigen Schulden übersteigt – das Unternehmen ist finanziell „pufferfähig“. Ein negatives NWC kann auf Liquiditätsengpässe oder eine aggressive Finanzierungsstrategie hindeuten.

Eine Veränderung des Net Working Capital hat typischerweise konkrete Auswirkungen auf die Liquidität im Sinne eines "Einmaleffekts". Beispiel: Können Vorräte oder Debitoren nachhaltig abgebaut werden, so führt dies zu einem einmaligen Liquiditätszufluss. Umgekehrt benötigen wachsende Vorräte zusätzliches Kapital.

Bedeutung für die Unternehmensbewertung und Kaufpreisfindung #

Im Rahmen einer Firma bewerten-Analyse ist das Working Capital aus zwei Gründen zentral:

  1. Liquiditätswirkung: Ein zu hoher Lagerbestand oder ausstehende Forderungen binden Kapital – das die Rendite senkt.
  2. Kaufpreisrelevanz: In vielen Unternehmenskaufverträgen wird ein sogenanntes Working Capital Targetdefiniert. Ist das tatsächliche NWC am Closing-Tag höher oder tiefer als vereinbart, erfolgt eine Kaufpreisanpassung (Working Capital Clause).

Ein gut gesteuertes Working Capital kann den Unternehmenswert erhöhen, weil es die Rentabilität, Planbarkeit und Stabilität des operativen Geschäfts verbessert.

Rolle bei Unternehmensverkauf und Nachfolge #

Bei einer Unternehmensnachfolge oder wenn Sie Ihre Firma verkaufen möchten analysieren Käufer genau:

  • Wie effizient ist das Forderungsmanagement?
  • Wie lange liegt Ware im Lager?
  • Wie verhandlungsstark ist das Unternehmen bei Zahlungsfristen mit Lieferanten?
  • Wie hoch ist der saisonale Kapitalbedarf?

Ein strukturiertes Working Capital Management zeigt: Das Unternehmen wird professionell geführt – was in der Verhandlung und bei der Preisgestaltung ein echter Pluspunkt ist.

Fazit #

Working Capital ist in der Schweiz ein wichtiger Indikator für operative Effizienz und kurzfristige Zahlungsfähigkeit. Es beeinflusst die Liquidität, das Finanzmanagement und die Unternehmensbewertung – insbesondere wenn Sie Ihre Firma verkaufen möchten oder im Rahmen einer Unternehmensnachfolge kommt dem Working Capital eine grosse Bedeutung zu. Eine effiziente Steuerung des Working Capitals erhöht sowohl den Wert des Unternehmens als auch die eigene Position bei Verhandlungen im Rahmen eines Unternehmensverkaufs.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) #

Was ist der Unterschied zwischen Working Capital und Net Working Capital?

Working Capital bezeichnet das verfügbare Betriebskapital eines Unternehmens zur Deckung seiner laufenden Ausgaben. Das Net Working Capital bezeichnet konkret die Differenz zwischen kurzfristigem Umlaufvermögen und kurzfristigen Schulden (ohne Bankkredite).

Ist ein negatives Net Working Capital schlecht?

Nicht zwingend. Handelsunternehmen mit schneller Lagerumschlagshäufigkeit (z. B. Supermärkte) haben oft ein negatives NWC – das kann sogar effizient sein. Bei produzierenden Betrieben ist es jedoch meist problematisch.

Wie kann man das Working Capital optimieren?

Durch schnellere Forderungseintreibung, gezielte Lagerbestandsreduktion, längere Zahlungsziele bei Lieferanten und somit u.a. auch durch Digitalisierung von Prozessen.

Spielt Working Capital auch bei kleinen KMU eine Rolle?

Ja – gerade bei KMU, die z.B. stark saisonabhängig sind oder auf Vorfinanzierung angewiesen sind, ist das NWC oft entscheidend für die Liquidität.

Wie wird das Working Capital im Kaufvertrag behandelt?

Oft über eine Net Working Capital Klausel: Weicht der IST-Bestand beim Closing vom definierten Zielwert ab, wird der Kaufpreis entsprechend angepasst.

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