Was ist Goodwill? #
Goodwill entsteht, wenn beim Erwerb eines Unternehmens der Kaufpreis den Zeitwert des bilanzierten Nettovermögens übersteigt. Diese Differenz wird als immaterieller Vermögenswert bilanziert und stellt die Erwartung dar, dass das Unternehmen auch in Zukunft Gewinne erwirtschaften kann, die über den Substanzwert hinausgehen.
Beispiel:
Kaufpreis für Unternehmen XY: CHF 3.5 Mio.
Zeitwert Nettovermögen (Substanzwert): CHF 2.8 Mio.
→ Goodwill: CHF 700'000
Man unterscheidet:
- Originärer Goodwill: Selbst geschaffener Firmenwert. Dieser darf in der Schweiz nicht aktiviert werden.
- Derivativer Goodwill: Entsteht beim Kauf eines Unternehmens – dieser kann bilanziert und planmässig abgeschrieben werden.
Bedeutung in der Praxis #
In der Schweizer Unternehmenspraxis ist der Goodwill vor allem bei Akquisitionen und bei der Erstellung konsolidierter Abschlüsse relevant. Er wird häufig im Rahmen von Kaufpreisallokationen erfasst und über mehrere Jahre abgeschrieben. Die Höhe des Goodwills sagt dabei oft mehr über die Erwartungen der Käufer aus als über den effektiven Zustand des Unternehmens.
Ein hoher Goodwill kann Ausdruck von langfristigem Vertrauen in Ertragspotenzial sein – oder Hinweis auf ambitionierte Preisvorstellungen. Er ist daher ein sensibles Element bei der finanziellen Bewertung von Transaktionen und ein entscheidender Faktor für die Bilanzstruktur.
Herausforderungen in der Bewertung #
Der Goodwill ist per Definition nicht direkt greifbar oder separat veräusserbar – und genau das macht seine Bewertung anspruchsvoll. Anders als Maschinen oder Immobilien basiert er nicht auf Marktpreisen, sondern auf Einschätzungen künftiger Erträge, Kundenbindung oder Markenwert.
Im Rahmen einer Unternehmensbewertung stellt sich daher immer die Frage, wie viel Goodwill gerechtfertigt ist – und ob er sich langfristig auch wirtschaftlich „auszahlt“. Bewertungsmodelle wie DCF, Multiples oder Substanzwertverfahren berücksichtigen den Goodwill unterschiedlich stark.
Fazit #
Der Goodwill ist ein zentraler, aber oft unterschätzter Bestandteil unternehmerischer Wertschöpfung. Er zeigt sich nicht im Lagerbestand oder in der Bilanzsumme, sondern im Vertrauen in das Geschäftsmodell und in zukünftige Erträge. Wer den Goodwill nachvollziehbar bestimmt und korrekt in der Bilanz erfasst, sorgt für Transparenz und erhöht die Aussagekraft des Jahresabschlusses – sei es bei Investitionen, Unternehmenszusammenschlüssen oder im Hinblick auf einen geplanten Unternehmensverkauf.