Substanzwert

Der Substanzwert ist eine der klassischen Methoden zur Unternehmensbewertung in der Schweiz. Er basiert auf dem Prinzip, dass ein Unternehmen mindestens so viel wert ist, wie seine bereinigten Vermögenswerte abzüglich der Schulden. Der Substanzwert kommt insbesondere dann zur Anwendung, wenn die Ertragskraft schwer einschätzbar ist oder wenn es um die Bewertung von vermögensstarken Gesellschaften geht – etwa im Immobilienbereich, im Handel oder bei Beteiligungsgesellschaften.

Was ist der Substanzwert? #

Zur Ermittlung des Substanzwerts werden sämtliche Vermögenswerte zum aktuellen Marktwert – inklusive stiller Reserven – bewertet und anschliessend die gesamten Verbindlichkeiten abgezogen. Es handelt sich dabei um den rein materiellen Unternehmenswert – unabhängig von Ertragskraft, Goodwill oder Zukunftserwartungen.

Typische Bestandteile:

  • Liegenschaften (zu Verkehrswerten)
  • Maschinen, Fahrzeuge, Einrichtungen (zu Wiederbeschaffungswerten)
  • Vorräte (zu realisierbaren Werten)
  • Forderungen (abzüglich Risiken)
  • Abzüglich: verzinsliches Fremdkapital, Rückstellungen, Verbindlichkeiten

Formel:
Substanzwert = betriebsnotwendige Aktiven – betriebsnotwendige Schulden

Vermögenswerte, die für den operativen Betrieb nicht erforderlich sind, lassen sich separat bewerten und dem Gesamtwert hinzurechnen.

Bedeutung in der Schweizer Bewertungspraxis #

In der Schweiz kommt der Substanzwert insbesondere in folgenden Fällen zur Anwendung:

  • Bei kapitalintensiven Unternehmen mit hohem Anlagevermögen
  • Bei Firmen mit instabiler oder fehlender Ertragslage
  • Als Mindestwert im Rahmen von Bewertungsverfahren
  • Bei steuerlichen Bewertungen, z. B. im Erbgang oder bei Schenkungen
  • Bei Streitigkeiten, etwa im Rahmen einer Unternehmensnachfolge oder im Gesellschafteraustritt

In der Praxis wird der Substanzwert häufig mit dem Ertragswert gemittelt, etwa bei der Praktikermethode – um sowohl materielle als auch ertragsbasierte Aspekte zu berücksichtigen.

Rolle bei Verkauf und Nachfolge #

Wer eine Firma verkaufen möchte, sollte den Substanzwert als verhandlungsrelevanten Ankerwert kennen – insbesondere, wenn das Unternehmen über substanzielle Vermögenswerte verfügt. Käufer interessieren sich nicht nur für den Gewinn, sondern auch für Sicherheit und Werthaltigkeit der Aktiven.

Auch bei einer Firma bewerten-Anfrage durch Dritte (z. B. Banken, Investoren, Erben) wird oft der Substanzwert als Referenz herangezogen – insbesondere, wenn kein standardisierter Cashflow-Prognoseplan vorliegt oder das Unternehmen vor einer Umstrukturierung steht.

Fazit #

Der Substanzwert zeigt, was ein Unternehmen materiell wert ist – unabhängig von Fantasie oder Prognosen. In der Schweiz hat sich dieser Bewertungsansatz als solides, nachvollziehbares Fundament etabliert – sei es bei Nachfolgen, Erbteilungen, Verkäufen oder internen Berechnungen. Wer seine Vermögensstruktur kennt und richtig darstellt, schafft Klarheit – und legt den Grundstein für faire, transparente Bewertungen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) #

Wie unterscheidet sich der Substanzwert vom Buchwert?

Der Buchwert basiert auf historischen Anschaffungswerten. Der Substanzwert verwendet aktuelle Marktwerte – inkl. stiller Reserven.

Wird der Substanzwert besteuert?

Nicht direkt. Er kann jedoch als Grundlage bei Vermögens-, Schenkungs- oder Erbschaftssteuerberechnungen herangezogen werden.

Eignet sich der Substanzwert auch für Start-ups?

Nein – da Start-ups meist keine nennenswerten materiellen Aktiven haben. Hier ist der Ertragswert oder eine Zukunftsbewertung sinnvoller.

Welche Risiken bestehen bei ausschliesslicher Anwendung des Substanzwerts?

Er kann den Wert unterbewerten, wenn das Unternehmen eine hohe Ertragskraft oder starkes immaterielles Potenzial aufweist.

Wie aktuell müssen die Bewertungen der Aktiven sein?

Je aktueller, desto besser. In der Praxis wird oft auf Gutachten, Marktvergleiche oder Wiederbeschaffungswerte zurückgegriffen.

Ist der Substanzwert auch bei KMU relevant?

Ja – besonders bei Handwerks-, Handels- oder Industrieunternehmen mit erheblichen physischen Betriebsmitteln.

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