Stille Reserven

Stille Reserven gehören zu den charakteristischen Elementen der Schweizer Rechnungslegung und Steuerpraxis. Sie entstehen, wenn Aktiven bewusst unterbewertet oder Passiven überbewertet werden – im Rahmen der gesetzlichen Spielräume. In der Praxis haben stille Reserven vor allem bei Unternehmensbewertungen, im Rahmen einer Firma verkaufen-Transaktion oder bei der Unternehmensnachfolge eine zentrale Bedeutung. Denn sie beeinflussen sowohl den bilanziellen Gewinn als auch den effektiven Unternehmenswert.

Was sind stille Reserven? #

Stille Reserven – auch als versteckte Reserven bezeichnet – entstehen, wenn der effektive Marktwert von Vermögenswerten oder Schulden vom bilanzierten Buchwert abweicht, ohne dass diese Differenz in der Bilanz offen ausgewiesen wird.

Beispiele:

  • Unterbewertung von Grundstücken oder Beteiligungen
  • zu hohe Abschreibungen auf Maschinen
  • Rückstellungen, die in der Höhe nicht (mehr) notwendig sind
  • Vorräte, die zu tief bewertet werden

Diese Differenzen entstehen im Rahmen des Vorsichtsprinzips und der Flexibilität im Schweizer Obligationenrecht (OR), das insbesondere bei KMU relativ grosse Bewertungsfreiräume zulässt.

Bedeutung in der Schweizer Unternehmenspraxis #

Stille Reserven sind weit verbreitet und häufig Teil einer bewussten Bilanzpolitik, etwa um:

  • Schwankungen in den Geschäftsjahren auszugleichen
  • Gewinne zurückzuhalten und Steuern zu optimieren
  • Unternehmensrisiken abzupuffern
  • bei einem späteren Verkauf versteckte Werte zu realisieren

Besonders relevant sind sie bei:

  • Unternehmensverkäufen
  • Nachfolgeregelungen
  • Fusionen und Spaltungen
  • Umwandlungen (z. B. Einzelfirma in AG oder GmbH)
  • Steuerplanungen (z. B. bei Liquidation oder Wegzug)

Rolle bei Bewertung, Verkauf und Nachfolge #

Wer seine Firma bewerten oder verkaufen möchte, sollte stille Reserven offenlegen oder ermitteln lassen. Denn sie können den tatsächlichen Unternehmenswert deutlich über den Buchwert hinaus erhöhen.

Bei einer Unternehmensbewertung werden stille Reserven z. B. wie folgt berücksichtigt:

  • Substanzwertmethode: Marktwerte statt Buchwerte
  • Praktikermethode: Kombination von Ertragswert und angepasstem Substanzwert
  • Verkaufspreisfindung: Verhandlungsspielraum durch Offenlegung von stillen Reserven

In der Unternehmensnachfolge ist es wichtig, diese Werte gegenüber Nachfolgern oder Investoren transparent zu machen – insbesondere wenn steuerliche Folgen (z. B. Auflösung stiller Reserven) oder ein tiefer Eigenkapitalausweis den Deal beeinflussen könnten.

Fazit #

Stille Reserven sind ein wichtiger, oft unterschätzter Bestandteil der Unternehmensrealität in der Schweiz. Sie beeinflussen den Bilanzgewinn, die Steuerlast und letztendlich den effektiven Unternehmenswert. Wer seine Firma verkaufenbewerten oder im Rahmen einer Unternehmensnachfolge übergeben möchte, sollte vorhandene stille Reserven professionell identifizieren und strategisch in die Transaktion einbeziehen – transparent, steuerlich sinnvoll und verhandlungssicher.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) #

Wie entstehen stille Reserven?

Durch bilanzielle Unterbewertung von Aktiven oder Überbewertung von Passiven im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten.

Müssen stille Reserven versteuert werden?

Nur bei Auflösung – z. B. durch Verkauf eines Vermögenswerts oder bei Umstrukturierungen. Dann unterliegen sie der Gewinnsteuer.

Wie erkenne ich stille Reserven in der Bilanz?

Oft nur durch Vergleich mit Marktwerten oder durch eine professionelle Bewertung. Sie sind nicht direkt sichtbar.

Spielen stille Reserven bei der Bewertung eine Rolle?

Ja – insbesondere bei der Substanzwert- oder Praktikermethode sind sie entscheidend für den realistischen Unternehmenswert.

Wie kann man mit stillen Reserven umgehen beim Firmenverkauf?

Zum Beispiel durch Transparenz im Rahmen der Due-Diligence-Prüfung, Berücksichtigung in den Kaufpreisverhandlungen und eine steuerlich vorteilhafte, schrittweise Auflösung.

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