Branchenreport Reinigung, Hauswart & Garten
Einleitung
In diesem Branchenbericht bieten wir einen umfassenden Überblick über die Entwicklung, Trends, Herausforderungen und M&A-Aktivitäten in der Schweizer Garten-, Hauswart- und Reinigungsbranche. Die Branche umfasst ein breites Spektrum an Dienstleistungen, die von Garten- und Landschaftsbau über Hauswartung bis hin zu spezialisierten Reinigungsservices reichen. Mit rund 2.050 Unternehmen im Gartenbau- und Landschaftspflegebereich sowie einer dynamischen Reinigungsindustrie leistet die Branche einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Lebensqualität und Umwelt in der Schweiz. Der Trend zu nachhaltigem und umweltfreundlichem Handeln ist in dieser Branche besonders ausgeprägt, was sich in der steigenden Nachfrage nach ökologisch verträglichen Produkten und Dienstleistungen widerspiegelt.1
1. Marktstruktur und wirtschaftliche Bedeutung
Die Schweizer Garten-, Hauswart- und Reinigungsindustrie ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, der in verschiedenen Sektoren stark präsent ist. Der Garten- und Landschaftsbau stellt den grössten Anteil innerhalb des Gartenbaubereichs dar, gefolgt von der Zierpflanzenproduktion und den Baumschulen.
Hauswarte sind für die Instandhaltung und Pflege von Wohn- und Geschäftsliegenschaften sowie öffentlichen Gebäuden unerlässlich. Ihr Aufgabenbereich umfasst die Reinigung, Wartung der Haustechnik, Umgebungsarbeiten sowie kleinere Reparaturen. Darüber hinaus fungieren sie oft als Bindeglied zwischen Mietern und Vermietern. Technisches Verständnis, handwerkliche Fähigkeiten und soziale Kompetenz sind hierbei gefragt. In grösseren Einrichtungen wie Einkaufszentren oder Schulungszentren übernehmen Hauswarte zudem organisatorische Aufgaben, einschliesslich der Leitung von Teams aus Reinigungskräften und Betriebshandwerkern. Diese Aufgaben unterstreichen die Vielseitigkeit und Bedeutung dieses Berufs.2
Die Reinigungsindustrie verzeichnet ein kontinuierliches Wachstum, angetrieben durch die steigenden Anforderungen an Hygiene und Sauberkeit in öffentlichen und privaten Räumen. Laut Statista betrug der Umsatz im Schweizer Markt für Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel im Jahr 2024 rund EUR 0,89 Milliarden, mit einer prognostizierten Steigerung auf EUR 1,00 Milliarden bis 2029, was einem jährlichen Umsatzwachstum von 2,36% entspricht. Unternehmen in diesem Bereich müssen sich kontinuierlich an neue Standards und Technologien anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein wachsender Trend ist die Integration nachhaltiger Praktiken und umweltfreundlicher Produkte. Insgesamt trägt die Garten-, Hauswart- und Reinigungsindustrie erheblich zur Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität und Umwelt in der Schweiz bei.3
2. Trends und Wachstumsraten
Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung
Ein wesentlicher Trend in der Schweizer Garten-, Hauswart- und Reinigungsbranche ist die Fokussierung auf Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung. Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen steigt kontinuierlich. Insbesondere im Gartenbau und in der Reinigungsbranche werden nachhaltige Materialien und umweltfreundliche Reinigungsmittel zunehmend eingesetzt. Unternehmen investieren in innovative Reinigungsverfahren, wie beispielsweise die Nutzung von Mikrofaser-Produkten oder Reinwasser-Systemen, um den Einsatz von Chemikalien zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Diese Entwicklung wird durch die steigenden Erwartungen der Kundinnen und Kunden an nachhaltige und umweltverträgliche Dienstleistungen zusätzlich befeuert.4
Technologische Innovation und Digitalisierung
Ein weiterer bedeutender Trend ist die zunehmende Digitalisierung und der Einsatz neuer Technologien. In der Reinigungsbranche ermöglichen technologische Fortschritte wie das ‚Internet of Things‘ (IoT) und intelligente Reinigungsroboter eine effizientere und ressourcenschonendere Reinigung. Sensoren in Müllbehältern, Seifenspendern und anderen Objekten übermitteln automatisch Informationen über Füllstände und Reinigungsbedarf. Dadurch entfällt die manuelle Überprüfung und die Reinigung kann bedarfsorientiert und effizienter gestaltet werden. Des Weiteren setzen Hauswarte vermehrt auf digitale Lösungen zur Überwachung und Wartung von Gebäuden, was Effizienz und Komfort für die Bewohner steigert.5
Steigende Beliebtheit von Gartenaktivitäten
Ein wesentlicher gesellschaftlicher Trend ist die zunehmende Wertschätzung und Zeit, die Menschen in ihre Gärten investieren. Dies hat zu einem signifikanten Wachstum in der Gartenbranche geführt. Laut Statista stieg der Umsatz der Gartenaktivitäten von EUR 6.7 Millionen im Jahr 2018 auf eine Prognose von EUR 7.3 Millionen im Jahr 2024, was einem Wachstum von etwa 9,3% über sechs Jahre entspricht. Die jährliche Wachstumsrate liegt somit bei rund 1,5%, wobei die pandemiebedingte Nachfrage dieses Wachstum zusätzlich begünstigt hat. Eine Umfrage hat ergeben, dass 53% der Generation Z im Jahr 2023 mehr Geld für Gartenarbeit ausgegeben haben als im Vorjahr. 59% der Befragten verbrachten zudem 50–100% mehr Zeit in ihren Gärten. Die Pandemie hat diesen Trend zusätzlich verstärkt, da viele Menschen die Gartenarbeit als Möglichkeit zur Verbesserung ihrer Lebensqualität und zur Stressbewältigung entdeckt haben.6
3. Herausforderungen
Personalbeschaffung und -bindung
Die Personalbeschaffung und -bindung stellt für die Schweizer Reinigungs- und Hauswartbranche eine der grössten Herausforderungen dar. Der Arbeitsmarkt ist durch eine hohe Fluktuation sowie einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften gekennzeichnet. Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen und erfahrene Mitarbeiter zu halten. Die Pandemie hat diese Problematik zusätzlich verschärft, da viele Fachkräfte die Branche verlassen haben, während gleichzeitig ein Zustrom unerfahrener Arbeitskräfte zu verzeichnen war. Um diesem Problem zu begegnen, setzen Unternehmen vermehrt auf automatisierte Reinigungstechnologien und Schulungsprogramme, um die Attraktivität der Arbeitsplätze zu erhöhen und die Effizienz zu steigern.7
Steigende Kosten
Die Branche sieht sich zudem mit erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert. Faktoren wie Inflation, steigende Energiepreise sowie höhere Kosten für Rohstoffe haben zu einer signifikanten Steigerung der Betriebskosten geführt. Der andauernde Konflikt in der Ukraine hat die Verfügbarkeit bestimmter Rohstoffe weiter eingeschränkt und dadurch die Kosten für Technologie und Infrastruktur beeinflusst. Diese wirtschaftlichen Herausforderungen erfordern von Unternehmen eine Optimierung ihrer Ausgaben bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Viele Unternehmen kompensieren diese Kosten durch Effizienzsteigerungen und die Einführung kostensparender Technologien.
Saisonale Nachfrageschwankungen
Die Gartenbranche sieht sich mit saisonalen Nachfrageschwankungen konfrontiert, die es zu bewältigen gilt. Die Nachfrage nach Gartenprodukten und -dienstleistungen unterliegt starken saisonalen Schwankungen, wobei die höchsten Umsätze in den Frühjahrs- und Sommermonaten erzielt werden. Die Saisonalität der Nachfrage kann zu unregelmässigen Einnahmen führen und stellt eine Herausforderung für die Planung und Ressourcenzuweisung der Unternehmen dar. Zusätzlich erschwert der Klimawandel die Vorhersagbarkeit von Wettermustern, was die Planung weiter kompliziert. Unternehmen sind gefordert, innovative Ansätze zu entwickeln, um diese Schwankungen zu managen, beispielsweise durch das Angebot ganzjähriger Dienstleistungen oder die Diversifikation ihrer Produktlinien.
4. M&A Aktivität
Wichtige Übernahmen und Fusionen unterstreichen das Interesse von Investoren an dieser Branche:
2022
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2023
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2023
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SS Facility Services übernimmt Livit FM Services AG
Vebego übernimmt HOEK Landscaping
Berner Gartenbaugruppe B+G Schweiz AG übernimmt Hasler Gartenbau GmbH
2023
Implenia AG übernimmt Wincasa AG
2023
Vebego übernimmt HOEK landscaping
2022
SS Facility Services übernimmt Livit FM Services AG
5. Faktoren für Attraktivität &
Unternehmensbewertung
Vertragsstruktur und Bindungsrate
Unternehmen mit langfristigen, wiederkehrenden Verträgen sind von grossem Wert, da sie stabile und vorhersehbare Umsätze generieren. Besonders hervorzuheben sind dabei langfristige Verträge mit grossen Immobilienverwaltungen, öffentlichen Institutionen und Gewerbekunden.
Spezialisierung und Service-Portfolio
Spezialisierte Dienstleistungen wie Fassadenreinigung, Graffiti-Entfernung oder spezielle Gartenpflege für hochwertige Immobilien ermöglichen Unternehmen eine höhere Gewinnmarge und verbessern ihre Attraktivität für Käufer. Ein breites Service-Portfolio eröffnet zudem Cross-Selling-Möglichkeiten und trägt zur Kundenbindung bei.
Nachhaltigkeitspraktiken und Zertifizierungen
Unternehmen mit Umweltzertifikaten wie ISO 14001 (Umweltmanagement) oder EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) geniessen besonderes Interesse. Der Einsatz grüner Technologien und umweltfreundlicher Produkte kann zu einer Senkung der Betriebskosten und einer Stärkung der Marktposition beitragen.
6. Bewertungsmultiplikatoren
Im Kalenderjahr 2024 lag das durchschnittliche EV/EBITDA Multiple bei 4x.9, 10 Unternehmen, die auf nachhaltige Lösungen und innovative Technologien setzen, erzielen tendenziell höhere Bewertungen, da diese Ansätze zusätzliche Einnahmequellen und eine stärkere Marktposition schaffen.
7. Fazit
Die Garten-, Hauswart- und Reinigungsbranche bleibt ein zentraler Bestandteil der Schweizer Wirtschaft. Die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit, technologischer Innovation und hochwertigen Dienstleistungen bietet Unternehmen neue Chancen, sich in einem dynamischen Marktumfeld zu behaupten. Trotz Herausforderungen wie Fachkräftemangel und steigenden Kosten bleibt die Branche ein attraktives Investitionsziel. Unternehmen, die in Effizienzsteigerung und nachhaltige Lösungen investieren, sind gut positioniert, um von zukünftigen Entwicklungen zu profitieren.
Quellen: 1) Jardin Suisse 2) Berufsberatung 3) SRF 4) Gebäudereiniger Online 5) McKinsey 6) Greenhouse Mag 7) Intercleanshow 8) KPMG 9) Peakbusinessvaluation 10) KPMG