Branchenreport Medizin, Pflege & Gesundheit

Einleitung

In diesem Branchenbericht bieten wir einen umfassenden Überblick über die Entwicklung, Trends, Herausforderungen und M&A-Aktivitäten in der Schweizer Medizin-, Pflege- und Gesundheitsbranche. Dieser Sektor ist ein wesentlicher Bestandteil der Schweizer Wirtschaft und hat 2022 rund CHF 82 Milliarden aus, ca. 11.5% des Schweizer Bruttoinlandprodukts («BIP») ausgemacht. Getrieben von einer steigenden Nachfrage nach medizinischen sowie Pflege-Dienstleistungen, bleibt die Branche ein stabiler Pfeiler der nationalen Wirtschaft. Die Digitalisierung und Integration neuer Technologien, insbesondere im Bereich Telemedizin und elektronischer Gesundheitsakten, steigern die Effizienz und Zugänglichkeit.1

1. Marktstruktur und wirtschaftliche Bedeutung

Die Schweizer Gesundheitsbranche überzeugt durch hohe Qualität und Innovationskraft. 2023 beschäftigte die Branche über 600.000 Erwerbstätige, was einen erheblichen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität leistete. Fortschritte in der Digitalisierung und die Integration moderner Technologien in medizinische und pflegerische Prozesse stärken die Wettbewerbsfähigkeit und fördern nachhaltiges Wachstum. Diese Faktoren positionieren die Schweiz als führenden Standort für hochwertige Gesundheitsdienstleistungen und innovative Pflegekonzepte.2

Der Bereich der digitalen Gesundheitstechnologien verzeichnet seit der COVID-19-Pandemie weiterhin signifikantes Wachstum, mit einem Anstieg der Investitionen auf nahezu das Doppelte der vorpandemischen Rate von 18,9% pro Jahr. Investitionen in E-Health-Lösungen und Telemedizin haben die Effizienz und Zugänglichkeit von Gesundheitsdienstleistungen nachhaltig verbessert und zu einer breiten Akzeptanz digitaler Gesundheitslösungen beigetragen. Die Einführung elektronischer Gesundheitsakten und weiterer digitaler Technologien, wie Telemedizin, Fernüberwachung und KI-gestützte Diagnosetools, ist entscheidend für die zukünftige Gestaltung der Gesundheitsversorgung. Durch optimierte Patientenversorgung und gesteigerte Kosteneffizienz tragen diese Technologien wesentlich zur Verbesserung des Versorgungsangebots bei.3

2. Trends und Wachstumsraten

Das Schweizer Gesundheitswesen hat in den letzten Jahren eine bedeutende Entwicklung erlebt, gekennzeichnet durch eine steigende Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten und Veränderungen in der Pflege- und Behandlungsstruktur. 2022 lag die Hospitalisierungsrate bei 114,9 pro 1.000 Einwohner, was bedeutet, dass durchschnittlich 11,5% der Bevölkerung stationär im Krankenhaus behandelt wurden. Gleichzeitig erhielten 32,4% der über 80-jährigen Pflege zu Hause. Die monatlichen Gesundheitsausgaben pro Person stiegen von CHF 827.- im Jahr 2021 auf CHF 869.- im Jahr 2022. Die Schweizer Spitäler verzeichneten 2022 insgesamt 24,4 Millionen ambulante Konsultationen, was einem Anstieg von 5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht und die zunehmende Bedeutung ambulanter Behandlungen im Gesundheitssystem unterstreicht. Diese Entwicklungen zeigen, wie das Schweizer Gesundheitswesen auf die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung und die steigende Nachfrage nach flexiblen Pflegeoptionen reagiert.4, 5, 6

Stärkung der Forschungs- und Produktionskapazitäten

Die Sicherstellung von Forschung und Entwicklung in der Schweiz ist entscheidend für langfristige Krisenvorsorge und Versorgungssicherheit. Dazu sind geeignete Rahmenbedingungen wie beispielsweise steuerliche Anreize und ein unkomplizierter Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften nötig. Initiativen zur Förderung der lokalen Pharma- und Medizintechnikproduktion sind essenziell, um die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten zu reduzieren und die Innovationskraft zu stärken.7

Value-Based Healthcare

Ein bedeutender Trend ist die Einführung von Value-Based Healthcare (VBHC), die eine höhere Wertschöpfung im Gesundheitswesen durch ergebnisorientierte Behandlungsansätze anstrebt. Pilotprojekte am Universitätsspital Basel zeigen, dass für spezifische Behandlungen wie Hüftgelenkersatz und Prostatakrebs neue Tarifmodelle entwickelt werden, um die Behandlungsqualität zu steigern und die Kosteneffizienz zu verbessern.8

Verbesserte Patientenerfahrung

Die Erwartungen an eine exzellente Patientenerfahrung im Gesundheitswesen steigen, beeinflusst durch digitale Angebote in anderen Branchen. Investitionen in digitale Tools und Plattformen mit hoher Benutzerfreundlichkeit sollen Prozesse beschleunigen, Routineaufgaben automatisieren und die Fehleranfälligkeit minimieren sowie sowohl die Patientenzufriedenheit als auch die Mitarbeiterbindung erhöhen.9

3. Herausforderungen

Steigende Gesundheitskosten und sinkende Gewinnmargen

Die stetig steigenden Gesundheitskosten belasten Spitäler und Krankenversicherungen zunehmend. Trotz höherer Einnahmen durch stationäre und ambulante Behandlungen sinken die Gewinnmargen aufgrund steigender Personalkosten und höherem Warenaufwand. Die EBITDA-Margen der meisten Gesundheitsinstitutionen liegen deutlich unter dem Zielwert, was die langfristige finanzielle Stabilität des Medizin-, Pflege- und Gesundheitssektors gefährdet.10

Fachkräftemangel

Der Mangel an qualifiziertem Personal ist eine der größten Herausforderungen im Schweizer Gesundheitswesen. Besonders betroffen sind Pflegekräfte, Ärzte und IT-Fachkräfte. Dies führt zu höherer Arbeitsbelastung, steigenden Personalkosten und erhöhtem Risiko für Versorgungsengpässe. Zudem verschärfen die alternde Bevölkerung und der steigende Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen den bestehenden Fachkräftemangel.11

Koordination und Integration der Versorgung

Die zunehmende Anzahl chronisch kranker Patienten erfordert eine optimierte Koordination zwischen verschiedenen Gesundheitsdienstleistern. Um die Versorgungsqualität und -effizienz zu verbessern, sind neue Versorgungsmodelle, verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Einbeziehung des sozialen Umfelds der Patienten notwendig.12

4. M&A Aktivität

Wichtige Übernahmen und Fusionen in der Schweizer Gesundheitsbranche verdeutlichen das anhaltende Interesse von Investoren:

2022

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2022

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Übernahme der Medgate Gruppe durch die Otto Group

Verkauf der Swiss Medical Network Beteiligung durch AEVIS VICTORIA SA

Übernahme der Firma BetterDoc durch Medgate

2022

Übernahme der Medgate Gruppe durch die Otto Group

2022

Verkauf der Swiss Medical Network Beteiligung durch AEVIS VICTORIA SA

2022

Übernahme der Firma BetterDoc durch Medgate

Diese Transaktionen zeigen das Bestreben der Investoren, ihre Präsenz im Gesundheitssektor durch die Stärkung lokaler Dienstleistungen und die Erweiterung von Patientennahen Angeboten auszubauen. Sie unterstreichen das Interesse an der Diversifizierung der Gesundheitsversorgung sowie an der Verbesserung der Kapazitäten in der Patientenbetreuung und im Vertrieb von Gesundheitsleistungen.

5. Faktoren für Attraktivität &
Unternehmensbewertung

Innovatives Geschäftsmodell mit wiederkehrenden Umsätzen

Unternehmen, die auf langfristige Vertragsmodelle und wiederkehrende Einnahmen setzen, sind für Investoren besonders attraktiv. Ein hoher Anteil an festen Vertragsbindungen und Abonnements garantiert stabilere Einnahmequellen und reduziert das Risiko durch volatile Marktbedingungen. Dieses Modell sichert dem Unternehmen kontinuierlichen Cashflow und unterstützt eine nachhaltige Unternehmensbewertung, was speziell im Gesundheitssektor wichtig ist.13

Demografischer Wandel und alternde Bevölkerung

Die Schweiz zählt zu den Ländern mit der ältesten Bevölkerung weltweit, was den Bedarf an Gesundheits- und Pflegeleistungen erhöht. Der demografische Wandel eröffnet Unternehmen im Bereich Altenpflege, Langzeitpflege und geriatrische Medizin enormes Wachstumspotenzial. Der steigende Bedarf an spezialisierten Gesundheitsdiensten für ältere Menschen macht diese Unternehmen besonders attraktiv für Übernahmen und Investitionen.14

Fokus auf spezialisierte medizinische Dienstleistungen und Innovation

Die Schweiz genießt weltweit einen exzellenten Ruf für Spitzenleistungen in der medizinischen Forschung und Innovation, insbesondere in den Bereichen Biotechnologie, Pharmazeutik und Medizintechnik. Eine starke Innovationskultur, ausgeprägte Integration und zahlreiche Partnerschaften machen Schweizer Gesundheitsunternehmen zu attraktiven Zielen für strategische Käufer und Investoren.15

6. Bewertungsmultiplikatoren

Im Kalenderjahr 2024 lag das durchschnittliche EV/EBITDA-Multiple im Schweizer Gesundheitssektor stabil bei 8,3x, mit einem Tiefstwert von 7,3x und einem Höchstwert von 8,6x16. Unternehmen, die in digitale Gesundheitstechnologien und innovative Pflegekonzepte investieren, erzielen tendenziell höhere Bewertungen, da die Nachfrage nach modernen Gesundheitslösungen weiter steigt

7. Fazit

Die Schweizer Gesundheitsbranche bleibt ein Kernstück der nationalen Wirtschaft. Ihre Innovationskraft, fortschreitende Digitalisierung und hohe Dienstleistungsqualität machen Unternehmen in dieser Branche zu einem attraktiven Ziel für Investoren. M&A-Aktivitäten fördern die Weiterentwicklung des Sektors, und Unternehmen, die auf Technologie und Effizienzsteigerung setzen, sind gut positioniert, um von zukünftigen Trends und Anforderungen zu profitieren.

Quellen: 1) Swissinfo 2) Deloitte 3) PwC 4), 5) & 6) Bundesamt für Statistik 7) Healthcare Innovation 8) Deloitte 9) Avenga 10) KPMG 11) HFR 12) SNF 13) Bundesamt für Gesundheit 14) Bundesamt für Statistik 15) Swiss Biotech 16) Dealsuite