Branchenreport Handwerk, Gewerbe & Bau
Einleitung
In diesem Branchenbericht bieten wir einen umfassenden Überblick über die Entwicklung, Trends, Herausforderungen und M&A-Aktivitäten im Sektor Handwerk, Gewerbe und Bau. Dieser Bereich ist ein wesentlicher Bestandteil der Schweizer Wirtschaft, der 2023 rund 80’000 Unternehmen umfasste. Mit einer breiten Palette von Dienstleistungen wie Malerei, Elektro- und Sanitärinstallationen sowie Boden- und Fliesenverlegung beschäftigte der Sektor im Jahr 2023 etwa 330’000 Mitarbeitende – das entspricht etwa 6% der gesamten erwerbstätigen Bevölkerung. 1
1. Marktstruktur und wirtschaftliche Bedeutung
Der Sektor Handwerk, Gewerbe und Bau ist ein wesentlicher Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz. Die Anzahl der Baugenehmigungen ist ein massgeblicher Indikator für die positive Entwicklung dieses Sektors. Im Jahr 2023 wurde im Wohnungsbau ein Anstieg der Baugenehmigungen um 2,5% im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Diese positive Entwicklung weist auf eine anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnraum sowie eine starke Bereitschaft zu Investitionen in die bauliche Infrastruktur hin. Die Zunahme belegt die positiven Marktaussichten und die Dynamik der Bauwirtschaft, die durch eine stabile und wachsende Nachfrage nach Bauleistungen gekennzeichnet ist.2
Die Dynamik wird auch durch den Baupreisindex unterstrichen, der im April 2024 auf 115 Punkte anstieg, was einem Wachstum von 1% gegenüber dem Vorjahr entspricht. 3
2. Trends und Wachstumsraten
Die Schweizer Handwerks-, Industrie- und Baubranche sieht sich 2024 mit einem Fachkräftemangel konfrontiert, während Digitalisierung und Nachhaltigkeit weiter an Bedeutung gewinnen. Zur Effizienzsteigerung wird vermehrt in Technologien wie BIM, 3D-Druck und Robotik investiert. Trotz globaler Unsicherheiten und steigender Baustoffpreise wird für 2024 ein Anstieg der Bauinvestitionen um 1,1% prognostiziert. 4, 5
Digitalisierung und neue Technologien
Der Einsatz von Technologien wie Building Information Modeling (BIM), 3D-Druck und Robotik nimmt rapide zu. Die dadurch erzielte Effizienzsteigerung und Reduzierung der Kosten eröffnen grosses Potenzial für Unternehmen. Entsprechend sind die Investitionen in digitale Lösungen signifikant gestiegen, wobei eine Wachstumsrate von ca. 10% jährlich erwartet wird.6
Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Bauweisen
Der Trend hin zu nachhaltigen Baumaterialien und energieeffizienten Bauverfahren ist ungebrochen. Öko-Beton und Recyclingmaterialien gewinnen zunehmend an Bedeutung, und die Bauinvestitionen in nachhaltige Projekte werden durch staatliche Förderungen unterstützt. Diese Investitionen tragen zu einem jährlichen Wachstum von rund fünf Prozent in diesem Bereich bei.7
Modularer und serieller Bau
Die serielle und modulare Bauweise gewinnt zunehmend an Bedeutung. Sie ermöglicht schnellere Bauzeiten sowie Kosteneffizienz. Diese Bauweise trägt dazu bei, der steigenden Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum und flexiblen Baukonzepten gerecht zu werden. Die Investitionen in modulare Bauprojekte haben in den vergangenen Jahren jährlich um etwa acht Prozent zugenommen und unterstreichen die wachsende Relevanz dieses Trends.8
3. Herausforderungen
Fachkräftemangel
Die Gewinnung von qualifiziertem Personal stellt nach wie vor eine der grössten Herausforderungen dar. Viele Unternehmen, insbesondere KMUs, haben erhebliche Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Die Ursachen hierfür sind vor allem im demografischen Wandel und der Abwanderung von Fachkräften zu sehen. Die Konkurrenz um qualifizierte Arbeitskräfte zwingt Unternehmen dazu, ihre Arbeitsbedingungen anzupassen und die Aus- und Weiterbildung zu fördern.9
Steigende Baustoffpreise und Materialknappheit
Die Bauwirtschaft steht vor grossen Herausforderungen durch stark steigende Kosten für Baumaterialien und die Verknappung wichtiger Rohstoffe. Diese Entwicklungen erschweren die Planung und Durchführung von Bauprojekten und führen zu Kostensteigerungen, die sich negativ auf die Rentabilität auswirken. Die Stabilisierung der Materialpreise im Jahr 2024 bringt jedoch eine gewisse Erleichterung, nachdem die vergangenen Jahre von starken Preisschwankungen geprägt waren.10
Regulatorische Hürden und Bürokratie
Die Umsetzung von Bauprojekten wird durch strenge Vorschriften und komplexe Genehmigungsverfahren erheblich erschwert. Die langen Wartezeiten bei der Erteilung von Baugenehmigungen sowie sektorale Anpassungen haben den Fortschritt in der Branche behindert. Schweizer Behörden und Branchenakteure arbeiten deshalb gemeinsam an einer Vereinfachung und Beschleunigung dieser Prozesse. Diese Bemühungen sind von entscheidender Bedeutung, um Projektverzögerungen zu reduzieren und eine effizientere Bauweise zu ermöglichen.11
4. M&A Aktivität
Wichtige Übernahmen in der Branche unterstreichen die Attraktivität des Sektors:
2023
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2023
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2023
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Fusion der Burkhalter Gruppe und der Poenina Holding AG
Übernahme der Atmoshaus AG durch GLB Genossenschaft
Übernahme der Hälg Group durch die ENGIE Schweiz AG
2022
Übernahme der MBCC Group durch Sika
2021
Übernahme der BAM Swiss AG durch Implenia
2021
Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia
5. Faktoren für Attraktivität &
Unternehmensbewertung
Auftragsbestand (Backlog)
Ein hoher Auftragsbestand ist ein wesentlicher Indikator für die zukünftigen Einnahmen und die finanzielle Stabilität eines Unternehmens. Ein hoher Auftragsbestand signalisiert die bestehende Nachfrage sowie geplante Projekte. Investoren und Bewertungsexperten können folglich Vertrauen in die zukünftig generierten Zahlungsströme setzen. Ein stabiles Auftragsportfolio hat einen unmittelbaren positiven Einfluss auf die Unternehmensbewertung.12
Feste Vermögenswerte
Die Bewertung von Maschinen, Ausrüstung, Gebäuden und Grundstücken ist von entscheidender Bedeutung, da diese Vermögenswerte einen wesentlichen Teil des Unternehmenswerts ausmachen. Die Genauigkeit der Bewertung dieser festen Vermögenswerte hat einen wesentlichen Einfluss auf das Gesamtergebnis der Unternehmensbewertung. In der kapitalintensiven Bauindustrie sind solche Bewertungen von entscheidender Bedeutung.13
Materialkosten und Preisdynamik
Die Materialkosten und deren Schwankungen sind von entscheidender Bedeutung für die Bauindustrie. Steigende Kosten für Materialien wie Stahl und Beton können die Gewinnspannen erheblich beeinträchtigen und somit die Attraktivität und den Wert eines Unternehmens mindern. Ein effektives Management dieser Kosten ist daher von entscheidender Bedeutung.14
6. Bewertungsmultiplikatoren
Im Kalenderjahr 2024 lag das durchschnittliche EV/EBITDA Multiple bei 5.0x.15 Unternehmen, die auf Digitalisierung und nachhaltige Bauweisen setzen, erzielen tendenziell höhere Bewertungen, da diese Trends zunehmend an Bedeutung gewinnen.
7. Fazit
Der Sektor Handwerk, Gewerbe und Bau bleibt ein zentraler Bestandteil der Schweizer Wirtschaft. Die wachsende Bedeutung von Digitalisierung, nachhaltigen Bauweisen und modularen Konzepten schafft neue Chancen für Unternehmen, sich in einem dynamischen Marktumfeld zu behaupten. Trotz Herausforderungen wie Fachkräftemangel und steigenden Baustoffpreisen bleibt der Sektor ein attraktives Investitionsziel. M&A-Aktivitäten spielen eine Schlüsselrolle in der Konsolidierung des Marktes. Unternehmen, die konsequent in Innovation und Effizienzsteigerung investieren, sind gut positioniert, um von zukünftigen Entwicklungen zu profitieren.
Quellen: 1) PlanRadar 2) Smartconext-Bau 3) Bundesamt für Statistik 4) Schweizerischer Baumeisterverband 5) Nevaris 6) PwC 7) Schweizerischer Baumeisterverband 8) Nevaris 9) SRF 10) Oaks Lane 11) Oaks Lane 12) PwC 13) Wipfli 14) PwC 15) Dealsuite