Branchenreport Dienstleistung

Einleitung

In diesem Branchenbericht geben wir Ihnen eine umfassende Übersicht über die Entwicklungen, Trends und M&A-Aktivitäten in der Schweizer Dienstleistungsbranche. Die Branche ist ein wesentlicher Bestandteil der Schweizer Wirtschaft und macht rund 74 % des Bruttoinlandprodukts (BIP) aus. Besonders die Sektoren Gastronomie, Tourismus sowie Transport und Kommunikation zeigen anhaltend starke Wachstumsraten. Auch der Transport- und Kommunikationssektor verzeichnete eine leichte Stabilisierung, unterstützt durch steigende Nachfrage im lokalen Dienstleistungsbereich, trotz moderatem Wachstum im Güterverkehr.

1. Marktstruktur und wirtschaftliche Bedeutung

Die Dienstleistungsbranche der Schweiz ist breit aufgestellt und umfasst unter anderem die Segmente Gastronomie, Hotellerie, Handel, Transport und Kommunikation. Diese Sektoren tragen massgeblich zur Stabilität der Schweizer Wirtschaft bei:

  • Im ersten Quartal 2024 stieg der Wertschöpfungsbeitrag des Gastgewerbes um 1,3 %, während der Bereich Transport und Kommunikation stagnierte, was auf moderates Wachstum im Güterverkehr zurückzuführen ist. Diese Entwicklung wurde durch eine Zunahme der Reisetätigkeit sowie eine gesteigerte Nachfrage der Verbraucher nach Dienstleistungen begünstigt, was auch eine stabile Nachfrage im Mobilitäts- und Tourismussektor widerspiegelt.2
  • Ein weiteres wichtiges Segment innerhalb der Dienstleistungsbranche ist der Handel. Trotz einiger Rückschläge konnte der Handel im 4. Quartal 2023 positive Ergebnisse verzeichnen, gestützt durch eine stabile Nachfrage im Dienstleistungssektor und eine allmähliche Erholung der Konsumausgaben. Ein Rückgang der Inflation auf 1,5 % im Jahr 2024 stärkte zusätzlich die Kaufkraft der Haushalte. Der Grosshandel trug mit einem Umsatzwachstum von 3,8 % im Jahr 2023 wesentlich zur Stabilität und zum Wachstum der Branche bei, während der Einzelhandel von einem hohen Ausgangsniveau ausgehend einen leichten Rückgang von 0,3 % verzeichnete.3

Die positive wirtschaftliche Entwicklung zeigt sich auch in der Beschäftigung: Die Dienstleistungsbranche ist gesamthaft betrachtet einer der grössten Arbeitgeber des Landes und macht 74% des Schweizer Bruttoinlandprodukts aus. Im Jahr 2021 gab es rund 467’771 Unternehmen in diesem Sektor, die zusammen 4,11 Millionen Erwerbstätige beschäftigen und somit mehr als die Hälfte der Schweizer Arbeitskräfte stellen.

2. Trends und Wachstumsraten

Wachstum im Gastgewerbe

Der Schweizer Gastgewerbesektor verzeichnet ein signifikantes Wachstum, insbesondere aufgrund steigender Online-Buchungen und einer Zunahme von Geschäftsreisen. Der Umsatz der Hotellerie in der Schweiz wird für 2024 auf etwa USD 5,4 Milliarden geschätzt und soll bis 2029 auf USD 6,1 Milliarden anwachsen. Diese positive Entwicklung wird zudem durch Investitionen in neue Hotels und Modernisierungen bestehender Einrichtungen gefördert.4

Erholung des Tourismus und steigende Konsumausgaben

Die Tourismusbranche erholt sich weiter von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Im Jahr 2023 konnte ein Anstieg des Beitrags des Transport- und Kommunikationssektors sowie der Gastronomie und Hotellerie zur Wertschöpfung verzeichnet werden. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Transport- und Kommunikationssektor um 0,4%, und der Gastgewerbesektor um 3,5%. Letzteres wird durch steigende Reiseaktivitäten und höhere Konsumausgaben für Dienstleistungen getragen.5

Steigende Beschäftigungszahlen im Dienstleistungssektor

Im Jahr 2024 zeigt sich die Beschäftigungslage über den gesamten Dienstleistungssektor weiterhin positiv. Insbesondere in zentralen Regionen der Schweiz stieg die Beschäftigung im ersten Quartal 2024 um 3,6 %. Insgesamt verzeichnete der Dienstleistungssektor ein Beschäftigungswachstum von 2,0 % im Vergleich zum Vorjahr.6

3. Herausforderungen

Trotz des anhaltenden Wachstums steht die Dienstleistungsbranche vor mehreren Herausforderungen:

Steigende Betriebskosten und Inflation

Der Anstieg der Betriebskosten, insbesondere durch Inflation, stellt eine erhebliche Belastung für die ganze Branche dar. Die Kosten für Mieten, Energie und Personal sind in den letzten 3 Jahren signifikant gestiegen. Unternehmen müssen ihre operative Effizienz steigern und innovative Lösungen entwickeln, um die steigenden Kosten zu kompensieren, ohne die Qualität ihrer Dienstleistungen zu beeinträchtigen.7

Digitalisierung und Cybersicherheit

Die fortschreitende Digitalisierung bringt erhebliche Herausforderungen im Bereich der Cybersicherheit und des Datenmanagements mit sich. Dienstleistungsunternehmen müssen ihre digitalen Plattformen kontinuierlich aktualisieren und sichern, um sich gegen Cyberangriffe zu schützen. Daher sind erhebliche Investitionen in Sicherheitslösungen sowie stetige Schulungen der Mitarbeiter erforderlich, um den sich ständig weiterentwickelnden Bedrohungen zu begegnen.8

Veränderte Kundenanforderungen und Personalisierung

Kunden erwarten zunehmend personalisierte und massgeschneiderte Dienstleistungen. Die Fähigkeit zur tiefgreifenden Analyse von Kundenbedürfnissen sowie die effektive Nutzung grosser Datenmengen werden für Unternehmen damit zur Notwendigkeit. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, sind Investitionen in Datenanalysetechnologien sowie eine dynamische Weiterentwicklung der Marketingstrategien erforderlich.9

4. M&A Aktivität

Die M&A-Aktivitäten in der Dienstleistungsbranche nehmen weiter zu. Einige der wichtigsten Transaktionen der letzten Jahre umfassen:

2024

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2024

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2021

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Übernahme der Moneyland.ch AG durch SMG AG

Übernahme der Diartis Group durch die Schweizer Post

Fusion von TX Markets und Scout24

2024

Übernahme IMOGENT durch Backbone

2023

Übernahme der Central Real Estate Basel AG durch HIAG Immobilien Holding AG

2022

Fusion von Burkhalter Holding GmbH und Poenina Holding AG

5. Faktoren für Attraktivität &
Unternehmensbewertung

Technologische Anpassungsfähigkeit und Digitalisierung

Die Fähigkeit eines Unternehmens, technologische Innovationen zu integrieren und auf digitale Transformationen zu reagieren, ist von entscheidender Bedeutung für seine Attraktivität und Bewertung. Unternehmen, die in der Lage sind, Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Automatisierung und Big Data effektiv zu implementieren, um ihre Dienstleistungen zu verbessern und zu skalieren, werden generell höher bewertet. Dadurch können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern und auf veränderte Marktbedingungen schnell und effektiv reagieren.10

Kundenbindung und langfristige Kundenbeziehungen

Unternehmen im Dienstleistungssektor, die strategisch in Kundenbindungsprogramme und personalisierte Kundenbetreuung investieren, gewinnen an Attraktivität für Investoren. Ein hoher Grad an Kundenloyalität führt zu wiederkehrenden Einnahmen und stärkt die Marktstellung. Unternehmen, die eine loyale Kundenbasis aufbauen und aktiv pflegen, schaffen stabilere Einnahmequellen und verringern die Notwendigkeit kostspieliger Kundenakquise, was ihre Bewertung im Rahmen von M&A-Transaktionen positiv beeinflusst.11

Marktposition und Wachstumschancen

Die Marktposition sowie die zukünftigen Wachstumsperspektiven eines Unternehmens sind wesentliche Faktoren für die Bewertung des Unternehmens. Unternehmen mit einer starken Marktposition, wiederkehrenden Umsätzen und einem diversifizierten Kundenstamm sind für Investoren besonders attraktiv, da sie stabile Einnahmequellen bieten und Klumpenrisiken minimieren. Diese Unternehmen bieten nicht nur kurzfristige finanzielle Stabilität, sondern auch langfristiges Wachstumspotenzial, insbesondere in wachsenden Dienstleistungssektoren wie dem Gesundheitswesen und der IT-Dienstleistung.

6. Bewertungsmultiplikatoren

Im Kalenderjahr 2024 lag das durchschnittliche EV/EBITDA-Multiple im Schweizer Dienstleistungssektor stabil bei 5.8x, wobei Unternehmen im IT-Dienstleistungs- und Gesundheitssektor tendenziell höhere Multiples erzielten. Die Bewertung von Unternehmen in diesem Sektor wird maßgeblich durch Faktoren wie Innovationsfähigkeit, Effizienz und Kundenbindung beeinflusst, die zu höheren Multiples beitragen können.12

7. Fazit

Die Dienstleistungsbranche bleibt ein zentraler Wachstumstreiber der Schweizer Wirtschaft. Trotz Herausforderungen wie steigenden Betriebskosten und dem Trend hin zur Digitalisierung, bietet die Branche weiterhin attraktive Wachstumschancen. Unternehmen, die sich auf die Implementierung innovativer Technologien und sowie einem klaren Fokus auf Kundenbedürfnisse einstellen, sind gut positioniert, um langfristig erfolgreich zu sein.

Quellen: 1) Bundesrat 2) Bundesrat 3) Bundesrat 4) Mordor Intelligence 5) Euronews 6) Swissinfo 7) Swissinfo 8) SwissBanking 9) Dotdigital 10) PwC 11) Capgemini 12) Dealsuite