Branchenreport Architektur & Immobilien

Einleitung

In diesem Branchenbericht bieten wir Ihnen eine umfassende Übersicht über die Entwicklungen, Trends und M&A-Aktivitäten in der Schweizer Architektur- und Immobilienbranche. Die Architektur- und Immobilienbranche ist ein zentraler Bestandteil der Schweizer Wirtschaft und umfasst Unternehmen, die Dienstleistungen in den Bereichen Architektur, Bauwesen und Immobilienmanagement anbieten. Dazu zählen Architektur- und Ingenieurbüros, Bauunternehmen, Immobilienentwickler, Makler sowie Facility-Management-Firmen. Die Branche trägt massgeblich zur Lebensqualität und wirtschaftlichen Stabilität des Landes bei. Unternehmen in diesem Sektor übernehmen die Planung und Errichtung von Wohn-, Gewerbe- und Infrastrukturbauten und unterstützen damit die Urbanisierung und nachhaltige Entwicklung.

1. Marktstruktur und wirtschaftliche Bedeutung

In der Schweiz sind gesamtschweizerisch rund 10 % aller Erwerbstätigen in über 50.000 Unternehmen der Architektur- und Immobilienbranche beschäftigt. Im Zeitraum von 2021 bis 2023 wurden in der Schweiz insgesamt 31’689 Gebäude fertiggestellt, darunter 40’423 neue Wohnungen im Jahr 2024. Trotz steigender Zinsen blieb die Nachfrage nach Wohnimmobilien stabil was sich im Jahr 2023 in einem Anstieg der Transaktionspreise für Wohnimmobilien um 7,3 % und einem Zuwachs der Preise für Einfamilienhäuser um 8,8 % im Vergleich zu 2022 zeigt.

Die Schweiz verfügt über eine Vielzahl an Architektur- und Immobilienunternehmen, die sowohl national als auch international tätig sind. Die Branche verzeichnet kontinuierliches Wachstum und zeichnet sich durch hohe Innovationskraft aus, was vielfältige Karrieremöglichkeiten eröffnet. Mit einem geschätzten Umsatz von über CHF 100 Milliarden Schweizer Franken und über 500.000 Beschäftigten leistet die Branche einen wichtigen Beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes.1,2,3,4

2. Trends und Wachstumsraten

Die Schweizer Architektur- und Immobilienbranche verzeichnet seit einigen Jahren ein kontinuierliches Wachstum. Der Immobilienmarkt in der Schweiz zeigt ein beeindruckendes Potenzial, und der Gesamtwert aller Immobilien wird bis 2024 auf rund CHF 5,83 Billionen geschätzt, wobei der Bereich Wohnimmobilien den größten Anteil ausmacht. Bis 2029 wird zudem ein jährliches Wachstum von 3,56% des Gesamtwerts aller Immobilien prognostiziert. Verschiedene Faktoren treiben diesen Aufwärtstrend, darunter die Stabilität des Wohnimmobilienmarktes, die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien sowie der technologische Fortschritt. Die folgenden Punkte geben einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen:

Stabile Nachfrage trotz Zinserhöhungen

Der Gesamtwert aller Immobilien in der Schweiz wird bis 2024 voraussichtlich rund CHF 5,83 Billionen erreichen, wobei der Bereich Wohnimmobilien mit CHF 4,84 Billionen den größten Anteil ausmacht. Trotz steigender Zinsen zeigen sich die Transaktionspreise robust, mit einem Anstieg um 7,3% im Jahresvergleich und einem Zuwachs der Einfamilienhauspreise um 8,8%. Das kontinuierliche Wachstum mit einer jährlichen Rate von 3,56% bis 2029, was zu einem erwarteten Marktvolumen von CHF 6,95 Billionen führen wird, verdeutlicht die anhaltend hohe Nachfrage und das begrenzte Neubauvolumen.6

Nachhaltigkeit und ESG

Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) gewinnen in der Immobilienbranche zunehmend an Bedeutung. Entwickler und Investoren konzentrieren sich verstärkt auf energieeffiziente Bauweisen und die Reduktion von CO₂-Emissionen, um den Anforderungen von Regulierungsbehörden und Marktteilnehmern gerecht zu werden.7

Technologische Innovation treibt Marktdynamik

Der Einsatz von Technologien wie künstlicher Intelligenz und digitalen Tools wird immer bedeutender und trägt zu optimierten Immobilienbewertungen sowie effizientem Facility Management bei.8 Gleichzeitig nehmen Smart-Home-Lösungen und intelligente Gebäudevernetzung zu, die den Energieverbrauch optimieren und den Wohnkomfort steigern. Auch KI-gestützte Planungs- und Analysetools werden immer häufiger eingesetzt, um nachhaltigere und energieeffiziente Bauprojekte zu entwickeln.

3. Herausforderungen

Steigende Baukosten

Die Baukosten in der Schweiz sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, bedingt durch höhere Rohstoffpreise und gestiegene Kosten für Bauleistungen. Dies führt zu höheren Projektbudgets und kann die Rentabilität neuer Bauprojekte beeinträchtigen.9

Bürokratie

Die Branche sieht sich mit zunehmenden regulatorischen Anforderungen konfrontiert, die den Planungs- und Genehmigungsprozess verlängern und verkomplizieren. Besonders im Wohnungsbau können neue Regulierungen und Vorschriften die Projektentwicklung verzögern und wiederum zu signifikant höheren Kosten führen.10

Marktunsicherheit

Die aktuelle Wirtschaftslage bleibt volatil, jedoch haben die EZB, SNB und FED begonnen, die Zinsen wieder schrittweise zu senken. Diese Entwicklung könnte die Investitionsbereitschaft in der Immobilienbranche stärken und zu einer Stabilisierung oder sogar einem Anstieg der Immobilienpreise führen. Dennoch bleiben geopolitische Spannungen ein Einflussfaktor, der weiterhin Unsicherheiten schafft.11

4. M&A Aktivität

Die M&A-Aktivitäten in der Schweizer Architektur- und Immobilienbranche sind ein Zeichen für die Konsolidierung und das Wachstum des Sektors. Unternehmen nutzen Übernahmen, um ihre Marktposition zu stärken und neue Synergien zu schaffen.

2024

.

2023

.

2022

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Übernahme IMOGENT durch Backbone

Übernahme der Central Real Estate Basel AG durch HIAG Immobilien Holding AG

Fusion von Burkhalter Holding GmbH und Poenina Holding AG

2024

Übernahme IMOGENT durch Backbone

2023

Übernahme der Central Real Estate Basel AG durch HIAG Immobilien Holding AG

2022

Fusion von Burkhalter Holding GmbH und Poenina Holding AG

Diese Übernahmen verdeutlichen den Trend zur strategischen Expansion und Spezialisierung innerhalb der Branche. Zum Beispiel stärkt Backbone durch die Übernahme von IMOGENT seine Marktposition im DACH-Raum und erweitert sein Angebot an digitalen Immobilienmarketing-Lösungen, um Immobilienprozesse effizienter zu gestalten und die Nutzererfahrung zu verbessern.

5. Faktoren für Attraktivität &
Unternehmensbewertung

Nachhaltigkeitsinitiativen

Nachhaltige Bauprojekte und grüne Gebäude1 gewinnen für Investoren zunehmend an Attraktivität.12

Marktposition und Portfolioqualität

Die Marktstellung und das Portfolio eines Unternehmens sind von entscheidender Bedeutung. Strategische, inorganische Akquisitionen – sowohl durch den Erwerb von anderen Unternehmen als auch von hochwertigen Immobilien – ermöglichen es, Synergien zu schaffen, Kosten zu senken und die Wettbewerbsposition zu stärken. Diese Akquisitionen erweitern das Immobilienportfolio, verbessern die Effizienz und erhöhen langfristig den Unternehmenswert, indem sie auf sich verändernde Marktanforderungen reagieren und neue Wachstumschancen erschließen.13

 

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Unternehmen, die in der Lage sind, sich schnell an Marktveränderungen und neue Trends anzupassen, geniessen besondere Attraktivität.

1Ein „grünes Gebäude“ bezieht sich auf eine Immobilie, die umweltfreundliche und nachhaltige Praktiken in Design, Bau und Betrieb integriert. Dazu zählen energieeffiziente Systeme, die Reduzierung von CO₂-Emissionen und die Nutzung nachhaltiger Materialien. Solche Gebäude erfüllen oft Zertifizierungen wie LEED oder Minergie, die Nachhaltigkeitsstandards festlegen.

6. Bewertungsmultiplikatoren

Im Kalenderjahr 2023 lag das durchschnittliche EV/EBITDA-Multiple für Unternehmen in der DACH-Region mit einem Umsatz von EUR 1-50 Millionen bei 5.1x, mit einem Tiefstwert von 4.5x und einem Höchstwert von 5.9x. Angesichts des starken Wachstums der Schweizer Architektur- und Immobilienbranche tragen Unternehmen, die auf nachhaltige Bauweisen und technologische Innovationen setzen, zur Wertsteigerung bei, da die Nachfrage nach energieeffizienten Gebäuden und Smart-Home-Lösungen stetig steigt.14

7. Fazit

Die Architektur- und Immobilienbranche in der Schweiz bleibt trotz Herausforderungen wie steigenden Baukosten und regulatorischen Anforderungen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die fortschreitende Digitalisierung und der Fokus auf Nachhaltigkeit bieten attraktive Wachstumschancen für Unternehmen, die sich diesen Trends erfolgreich anpassen. Der technologische Fortschritt, insbesondere der Einsatz von künstlicher Intelligenz und digitalen Tools, wird zunehmend zu einem wichtigen Treiber in der Branche. Gleichzeitig sorgen Nachhaltigkeitsinitiativen für zusätzliche Investitionsanreize, da grüne Bauprojekte und energieeffiziente Gebäude immer mehr an Bedeutung gewinnen. M&A-Aktivitäten unterstreichen den Trend zur strategischen Expansion und Konsolidierung in diesem dynamischen Markt.

Quellen: 1) Schweizer Baumeisterverband 2) Swiss Real Estate Institute 3) Bundesamt für Statistik 4) Bundesamt für Wohnungswesen  5) Bundesamt für Statistik 6) Engel & Völkers  7) PwC 8) Credit Suisse 9) Credit Suisse 10) PwC 11) Engel & Völkers 12) Legal 500 13) PwC 14) Deloitte