Diese Finanzierungsoptionen haben Sie bei einem Firmenkauf

Yanik Hess

Unternehmensberater bei Transaction Partner AG
Mehr zum Autor

Die grösste Herausforderung beim Projekt «Firmenkauf» ist in vielen Fällen die Finanzierung. Hier ist weniger die absolute Höhe des Kaufpreises entscheidend, sondern vielmehr die realistische Einschätzung der eigenen finanziellen Situation.

Inhaltsverzeichnis

Wer mit dem Gedanken spielt, sich selbstständig zu machen, hat vor allem zwei Möglichkeiten: Gründen oder Kaufen. Letzteres ist besonders deshalb eine attraktive Option, weil man nicht bei null anfängt – Strukturen und Geschäftsbeziehungen bestehen bereits und Geld fliesst. Doch bevor man sich in den Unternehmenskauf stürzt, ist eine der zentralsten Fragen, die aufkommt, die der Finanzierung. Hier ist es wichtig, sich frühzeitig mit der Thematik auseinanderzusetzen und alle Optionen zu kalkulieren, um eine individuell passende Finanzierungsstruktur zu finden. Zentral ist hierbei, noch vor der Transaktion eine umfassende und realistische Einschätzung der eigenen aktuellen Finanzsituation vorzunehmen, da diese erfahrungsgemäss eher über- als unterschätzt wird. Ist ersteres der Fall, wird es schwierig, das notwendige Fremdkapital zu generieren. Und es wäre schliesslich schade, wenn viel Zeit und Nerven in Verkaufsverhandlungen investiert werden, nur damit es am Ende an der Finanzierungsstrategie scheitert. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Finanzierungsmöglichkeiten vor.

Finanzierung planen

Noch bevor man als Kaufinteressent in eine Transaktion einsteigt, sollte man sich über die eigenen finanziellen Mittel im Klaren sein. Wie hoch sind meine verfügbaren Eigenmittel und welche weiteren Möglichkeiten im Eigenkapitalbereich gibt es? Stichworte sind die «3F», was so viel wie «Family, Friends and Fools» bedeutet. Auch der Vorbezug von Vorsorgegeldern ist unter gewissen Bedingungen möglich.

Ist ein Kaufobjekt identifiziert, so geht es darum, sich eine Übersicht über den Finanzierungsbedarf zu verschaffen. Wir empfehlen, einen sorgfältigen und detaillierten Businessplan zu erstellen. Indem Sie auf Grundlage der Firmenkennzahlen und der Bewertung des zu erwerbenden Unternehmens eine Übersicht über die Ertragsplanung sowie zukünftige Investitionen und Betriebsmittel, also dem Kapitalbedarf, erstellen, können Sie genau einschätzen, wie viele finanzielle Mittel Sie beschaffen müssen. Holen Sie verschiedene Angebote ein, damit die Konditionen von Finanzierungsgebern vergleichbar werden. Beim Kauf eines Unternehmens geht es in der Regel um grosse Finanzbeträge – da können schon kleine Differenzen in Zinsen oder anderen Bedingungen einen erheblichen Unterschied machen.

Ihre Finanzierungsoptionen im Detail

Haben Sie bis hierhin eine konkrete Vorstellung davon entwickelt, wie viel Kapital Sie aufbringen müssen, können Sie nun die konkreten Finanzierungsmöglichkeiten genauer unter die Lupe nehmen. Im Wesentlichen unterscheidet man zwischen Eigenkapital und Fremdkapital. Eine weitere, dritte Variante – welche offiziell allerdings zum Fremdkapital gezählt wird – sind die sogenannten mezzaninen Finanzierungsmittel.

Eigenkapital

  • Wenn Sie ein Unternehmen kaufen, müssen Sie in der Regel zumindest einen Teil davon aus eigenen Mitteln finanzieren. Wie viel das ist, variiert je nach Grösse der Transaktion, Finanzierungsinstitut und Branche. Meistens sind es mindestens 25 bis 40 Prozent.

    Was zählt als Eigenkapital?

    • Eigene oder familiäre Mittel
    • Earn-Out, was heisst, dass der Verkäufer einen Teil des Kaufpreises erfolgsabhängig zu einem späteren Zeitpunkt erhält. Das stellt für den Verkäufer allerdings ein gewisses Risiko dar, welches nicht jeder bereit ist einzugehen.
    • Private Equity, was bedeutet, dass Kapitalbeteiligungsgesellschaften in das Unternehmen investieren und dafür Anteile am Unternehmen erhalten.
    • Venture-Capital, was bedeutet, dass eine Beteiligungsgesellschaft sich an einem eher risikobehafteten (jungen) Unternehmen beteiligt, welches noch keine ausreichende Ertragskraft, hingegen aber grosses Wachstumspotenzial hat.

    Ohne Eigenkapital ist ein Kauf unrealistisch.

    Exkurs: Private Equity

    Was ist Private Equity?

    Private Equity ist eine Beteiligung auf Zeit. Wird von Private Equity gesprochen, so bedeutet dies, dass Beteiligungsgesellschaften in ein Unternehmen investieren. Ihr Ziel ist es, dieses zu vergrössern oder weiterzuentwickeln, damit sich das positiv auf die Ertragsleistung auswirkt. Auf diese Weise profitieren beide Seiten: Die Beteiligungsgesellschaft erhält durch den Zugang zum Wachstumspotenzial mehr Profit bei einem späteren Verkauf der Beteiligungen, dem sogenannten Exit, und das Unternehmen kann sich neu strukturieren und das Kapital effektiv einsetzen. Private Equity ist also eine interessante Alternative zur Aufnahme von Fremdkapital (z.B. in Form von Bankkrediten). Hier wird auch bereits deutlich, dass diese Variante mehr als nur zur Verfügung gestelltes Kapital ist. Oftmals setzten sich die Beteiligungsgesellschaft bereits im Vorfeld der eigentlichen Investition mit dem Management zusammen, um den Businessplan und die Chancen, die sich aus der Investition ergeben, zu besprechen. Gemeinsam werden mögliche Expansionen geplant, Strukturen und Prozesse optimiert und weitere Potenziale identifiziert. Neben dem Geld fliessen also auch Zeit und Know-how der Beteiligungsgesellschaft in das Unternehmen ein. Dabei können auch die umfassenden Netzwerke der Private Equity-Investoren sehr nützlich für das Unternehmen sein. Aufgrund dieser nicht rein finanziellen Förderung wird diese Form des Kapitals oftmals als unternehmerisches oder intelligentes Kapital bezeichnet.

    Wer sind die Investierenden?

    Die Geldgeber von Private Equity Unternehmen sind in den häufigsten Fällen Banken oder Versicherungen sowie Privatpersonen beziehungsweise Family Offices. Für ihre operativen Tätigkeiten erhalten die Private-Equity-Gesellschaften Gebühren und/oder Gewinnbeteiligungen.

    Damit Investoren die Möglichkeit haben, einen Einfluss auf die Führung und Entwicklung des Unternehmens zu nehmen – eines der wesentlichen Ziele, um die Wertmaximierung zu erzielen – fordern sie in der Regel eine Mehrheitsbeteiligung am Unternehmen. Im Falle einer Unternehmensnachfolge ist es vielfach so, dass der Verkäufer einen kleinen Anteil behält, sodass dieser weiterhin, wenn auch deutlich gemindert, bei Entscheidungen mitwirken kann und vor allem aus Sicht der Investoren, am weiteren Gedeihen des Unternehmens interessiert ist. Die Art und Weise, wie die wirtschaftliche Förderung, das heisst Know-how, eingebracht wird, ist je nach Gesellschaft sehr verschieden. Während einige ein eigenes Management zur Verfügung stellen (Management-Buy-In), konzentrieren sich andere auf die Restrukturierung und wieder andere auf eine beratende Begleitung der Geschäftstätigkeit. Die maximale Laufzeit einer Private-Equity Beteiligung hängt von der Herkunft der Finanzmittel ab. Durchschnittlich kann man von einer Beteiligungszeit von 7 bis 10 Jahren ausgehen.

    Formen von Private Equity

    Investitionen in Form von Private Equity sind in verschiedenen Stadien eines Unternehmens möglich.

    • Anfangsphase: Eine Finanzierung in der Anfangsphase eines Unternehmens bezeichnet man als Venture Capital. Hierbei spielt grösseres Risiko eine Rolle und ist damit besonders interessant für Start-ups und junge Unternehmen.
    • Spätphase: Ist das Unternehmen bereits etabliert und erwirtschaftet solide Cashflows, erhöht das die Planungssicherheit für die Investoren.
    • Management-Buy-Out (MBO): Hier tritt ein existierendes Management zusammen mit einem Private-Equity-Investor als Käufer auf.
    Fazit

    Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Private Equity vorrangig zum Ziel hat, den Unternehmenswert zu steigern. Es ist eine Beteiligung auf Zeit. Obwohl diese Form der Investition sehr grosse Chancen für das Unternehmen mit sich bringen kann, ist ihr Ruf in Folge der „Heuschrecken-Debatte“ besonders bei KMU eher negativ konnotiert. Das muss nicht sein. Es kommt auf die konkrete Ausgestaltung der Transaktion an.

Fremdkapital

In der Regel reicht das Eigenkapital nicht aus, um den Kaufpreis zu decken. Deshalb ist es notwendig, zusätzliche Mittel aufzutreiben, um den Kauf erfolgreich tätigen zu können.

Hier kommt Fremdkapital ins Spiel. Letztlich ist dies nichts anderes als durch Dritte für eine festgelegte Laufzeit zur Verfügung gestelltes Kapital, wofür im Gegenzug ein risikoabhängiger Zins gezahlt wird. Die häufigste Form von Fremdkapital ist der Bankkredit. Dabei gewährt eine Bank einen Kredit von ungefähr 40 bis 70 Prozent des Kaufpreises gegen (bestimmte) Sicherheiten. Eine Tilgung sollte im Normalfall nach 5 Jahren stattgefunden haben. Bezüglich der Zinsen ist es schwierig, eine allgemeine Richtlinie anzugeben, da diese (ebenso wie die Höhe des Kredits) von diversen Unternehmensaspekten wie der Branche, antizipierten Gewinnen, dem Ausmass der geplanten Investitionen und Käuferaspekten wie Erfahrung, Sicherheiten und Bonität abhängen. Allgemein lässt sich aber festhalten, dass eine Finanzierung über eine Bank grundsätzlich möglich ist, wenn der Free-Cashflow die Verzinsung und Amortisation decken kann. Eine besondere Rolle spielen auch die erwähnten Sicherheiten (z. B. Liegenschaften oder Bürgschaften). Beide Aspekte entscheiden am Ende, wie viel Eigenkapitalanteil von einer Bank gefordert wird – das kann von 25 Prozent aufwärts variieren.

Eine Alternative zum klassischen Kredit ist das sogenannte «Direct Lending», bei welchem es keine Vermittlungsinstanz gibt. Die Vertragsbeziehung entsteht unmittelbar zwischen Kreditgeber (hier Privatpersonen oder Unternehmen) und Kreditnehmer. Das schafft bessere Konditionen für beide Seiten und wird über spezielle Online-Plattformen ermöglicht.

Unabhängig davon, wer der Fremdkapitalgeber ist, bleibt die realistische Einschätzung des Risikos entscheidend. Wichtig ist, das Geschäftsmodell inklusive aller Stärken und Schwächen zu kennen. Auch die Fähigkeiten beziehungsweise Eignung und Erfahrung der Käuferin spielt eine wichtige Rolle, da diese die volle Verantwortung für den Erfolg des Unternehmens übernimmt. Diese Aspekte sollten daher transparent anhand von aussagekräftigen Unterlagen kommuniziert werden, sodass der Kapitalgeber genau weiss, auf was er sich gegebenenfalls einlässt.

In der Regel werden unter anderem folgende Dokumente benötigt:

  • Businessplan
  • Jahresrechnungen
  • Finanz-, Liquiditäts- und Investitionsplanung
  • Lebenslauf
  • Kaufvertrag (inkl. Unternehmensbewertung)

Mezzanine-Kapital

Diese Form des Kapitals ist eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital. Rechtlich betrachtet wird es zum Fremdkapital gezählt, obgleich es generell mit einem höheren Risiko belastet ist als herkömmliches Fremdkapital. Dieses höhere Risiko wird durch eine Beteiligung am Erfolg des Unternehmens abgegolten. Die genaue Ausgestaltung der Konditionen erfolgt individuell zwischen den beteiligten Parteien.

Wer bietet Mezzanine-Kapital an? Mezzanine-Finanzierungen werden von Banken, Investmentgesellschaften oder auch Privaten angeboten. In der Praxis sind vor allem die beiden folgenden Grundtypen von Bedeutung:

  • Partiarische Darlehen: Darlehen mit einem festen Basiszinssatz und einer erfolgsabhängigen Komponente, wie z.B. einem Anteil am Cashflow oder am Umsatz.
  • Wandel– und Optionsdarlehen: Darlehen, die unter vertraglich vereinbarten Bedingungen in eine Beteiligung am Unternehmen umgewandelt werden können.

Fazit

Die Finanzierung ist oftmals die grösste Herausforderung beim Unternehmenskauf. Der Kaufinteressent sollte sich frühzeitig mit seiner aktuellen Finanzsituation auseinandersetzen und mögliche Finanzierungsmöglichkeiten kalkulieren. Wir empfehlen immer verschiedene Optionen abzuwägen und unterschiedliche Angebote einzuholen, um die Konditionen vergleichen zu können. Für welche Finanzierungsoption sich die Käuferin letztlich entscheidet, hängt von ihren eigenen finanziellen Mitteln sowie von der Risikoeinschätzung des zu erwerbenden Unternehmens ab.

Haben Sie noch Fragen oder möchten Sie sich beraten lassen?

Nutzen Sie die Gelegenheit für ein Beratungsgespräch. Sie investieren 30 Minuten Ihrer Zeit und erhalten das Wissen zu Ihrer Ausgangslage.

Die Vorbereitungsphase ist für den Erfolg des Unternehmensverkaufs so entscheidend, weil sie eine solide Planung beim Unternehmensverkauf ermöglicht, die Transaktionssicherheit erhöht und mögliche Risiken minimiert. Sie umfasst eine fundierte Analyse, angemessene Unternehmensbewertung, aussagekräftige Firmendokumentation, Vertraulichkeitsmassnahmen, gezielte Käuferansprache und die professionelle Verhandlung.

Eine erfolgreiche Vorbereitung auf den Unternehmensverkauf erfordert die 6 Erfolgsfaktoren Vorbereitung, Firmenbewertung, Firmendokumentation, Vertraulichkeit, Käuferansprache und Verhandlung. Mit diesen Faktoren stellen Sie einen reibungslosen Verkaufsprozess sicher und steigern dadurch Ihre Erfolgschancen für den Unternehmensverkauf.

Um einen reibungslosen Verkaufsprozess mit minimierten Risiken sicherzustellen, sind Vertraulichkeitsmassnahmen zum Schutz sensibler Unternehmensdaten und der Zugriff auf Informationen für ausschließlich autorisierte Personen notwendig. Dies kann beispielsweise durch Vertraulichkeitserklärungen (NDAs) und die Verwendung verdeckter Unternehmensprofile erfolgen. Eine Due Diligence hingegen bezieht sich auf den Prozess der umfassenden Prüfung eines Unternehmens durch potenzielle Käufer. Sie ermöglicht es der Käuferpartei, das Unternehmen genauer zu bewerten und informierte Entscheidungen zu treffen.

Ein externer Berater unterstützt Sie dabei, Ihre Erfolgschancen beim Verkaufsprozess zu steigern und einen angemessenen Verkaufspreis zu erzielen. So finden Sie einen qualifizierten und vertrauenswürdigen Berater für den Unternehmensverkaufsprozess:

– Achten Sie auf eine angemessene Unternehmensbewertung als Indikator für Fachkenntnisse.
– Verlangen Sie aussagekräftige Case Studys als Nachweis bisher erzielter Erfolge.
– Fragen Sie nach Vertraulichkeitsmassnahmen wie dem Non Disclosure Agreement oder der Due Diligence, um zu prüfen, ob die Sicherung sensibler Daten gewährleistet wird.

Der Verkauf einer Firma ist komplex. Von der Unternehmensbewertung über Verhandlungen bis hin zu korrekten Kaufverträgen brauchen Sie unternehmerisches Fachwissen für einen Verkaufserfolg. Mit über 250 Unternehmensverkäufen und 20 Jahren Erfahrung unterstützen wir Sie gerne mit unserer Expertise. 

Um potenzielle Käufer für Ihren Unternehmensverkauf zu identifizieren und gezielt anzusprechen, gibt es mehrere wichtige Schritte. Zuerst sollten Sie eine fundierte Analyse durchführen, um potenzielle Zielgruppen zu identifizieren. Anschliessend können Sie verschiedene Kanäle nutzen, um potenzielle Käufer anzusprechen, wie zum Beispiel persönliche Kontakte, Netzwerke, Online-Plattformen oder Branchenveranstaltungen.

Mit weniger Aufwand für Sie geht das mit einer externen Beratung. Professionelle M&A-Experten verfügen über ein internationales Käufernetzwerk von mehreren tausend Kaufinteressenten und eine kategorisierte Unternehmensdatenbank. Damit können die Experten Ihr Unternehmen aktiv vermarkten, indem parallel mehrere potenzielle Käufer anonym kontaktiert werden.

Über den Autor

Yanik Hess

Unternehmensberater bei Transaction Partner AG

Mit langjähriger Erfahrung in der Finanzbranche kennt Yanik Hess die Themen M&A, Unternehmensbewertung und Strukturierung entlang aller Komplexitätsstufen.

Mehr zum Autor erfahren