Latente Steuern

Latente Steuern stellen einen häufig unterschätzten, jedoch wichtigen Faktor bei der Unternehmensbewertung und der Analyse des Jahresabschlusses in der Schweiz dar – besonders im Rahmen einer Unternehmensnachfolge oder beim Verkauf eines Unternehmens. Sie entstehen durch Differenzen zwischen der handelsrechtlichen und der steuerlichen Gewinnermittlung und wirken sich auf die zukünftige Steuerbelastung eines Unternehmens aus. Im Rahmen von Bewertungen, Übernahmen oder Umstrukturierungen liefern latente Steuern wichtige Hinweise auf potenzielle Risiken oder stille Reserven – und sollten daher von Käufern wie Verkäufern genau analysiert werden.

Was sind latente Steuern? #

Latente Steuern sind Steuern, die auf temporären Differenzen zwischen dem handelsrechtlichen und dem steuerlichen Ergebnis beruhen. Sie entstehen, wenn ein Vermögenswert oder eine Verbindlichkeit in der Handelsbilanz anders bewertet wird als in der Steuerbilanz.

Es wird dabei unterschieden zwischen:

  • Latenten Steueransprüchen (aktive latente Steuern): zukünftige Steuerentlastungen
  • Latenten Steuerverbindlichkeiten (passive latente Steuern): zukünftige Steuerbelastungen

Diese Steuerpositionen werden in der Bilanz ausgewiesen, wenn mit einer Realisierung in der Zukunft zu rechnen ist.

Entstehung latenter Steuern: Typische Ursachen #

In der Schweiz entstehen latente Steuern häufig durch:

  • Unterschiedliche Abschreibungsmethoden (linear vs. degressiv)
  • Bildung oder Auflösung von Rückstellungen
  • Bewertungsunterschiede bei Beteiligungen, Vorräten oder Immobilien
  • Verlustrückträge (Verlustvorträge im steuerlichen Sinn)
  • Zeitliche Verschiebungen bei der Erfassung von Erträgen oder Aufwendungen

Diese Differenzen sind in der Regel temporär – d. h. sie gleichen sich in zukünftigen Perioden wieder aus.

Latente Steuern bei Unternehmensverkauf und Nachfolge #

1. Einfluss auf die Unternehmensbewertung

Latente Steuern beeinflussen den Unternehmenswert, da sie Auswirkungen auf die künftige Steuerbelastung und somit auf die freien Cashflows haben. Bei der Unternehmensbewertung (z. B. mittels DCF oder Ertragswertmethode) sind sie bei der Berechnung des Nettovermögens zu berücksichtigen.

2. Transparenz bei der Unternehmensnachfolge

Wer eine Unternehmensnachfolge plant, sollte latente Steuerpositionen offenlegen und korrekt bewerten. Sie können sich wertmindernd oder -steigernd auswirken – etwa durch noch nicht realisierte stille Reserven oder steuerlich nutzbare Verlustvorträge.

3. Relevanz bei Share Deal vs. Asset Deal

Beim Unternehmensverkauf variieren die steuerlichen Auswirkungen erheblich in Abhängigkeit von der gewählten Transaktionsform. Bei einem Share Deal bleiben latente Steuern bestehen, während sie beim Asset Deal häufig realisiert werden – mit direkten Folgen für Kaufpreis und Steuerlast.

Fazit #

Latente Steuern sind ein zentrales, wenn auch oft komplexes Thema im schweizerischen Rechnungswesen – insbesondere bei der Unternehmensnachfolge oder beim Firma verkaufen. Sie beeinflussen den Unternehmenswert, die Steuerstrategie und den tatsächlichen Mittelabfluss in der Zukunft. Wer latente Steuern frühzeitig erkennt, richtig bilanziert und im Rahmen einer fundierten Unternehmensbewertung berücksichtigt, schafft Vertrauen, Transparenz – und die Grundlage für eine faire und nachhaltige Unternehmensübergabe.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) #

Worin liegt der Unterschied zwischen aktiven und passiven latenten Steuern?

Aktive latente Steuern führen zukünftig zu einer Steuerentlastung, z. B. durch steuerlich abzugsfähige Verluste. Passive latente Steuern führen zukünftig zu einer Steuerbelastung, z. B. durch Auflösung von stillen Reserven.

Wann müssen latente Steuern in der Schweiz bilanziert werden?

Nach den Vorschriften von Swiss GAAP FER müssen latente Steuern erfasst werden, wenn eine zukünftige Steuerlast oder -entlastung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist.

Wie wirken sich latente Steuern auf den Kaufpreis aus?

Sie beeinflussen den Unternehmenswert und können in Preisverhandlungen berücksichtigt werden. Eine hohe latente Steuerverbindlichkeit kann wertmindernd wirken, während ein latenter Steueranspruch (z. B. durch Verlustvorträge) positiv auf die Bewertung wirkt.

Wie werden latente Steuern berechnet?

Die Berechnung erfolgt auf Basis der temporären Differenzen zwischen Handels- und Steuerbilanz, multipliziert mit dem jeweils geltenden Steuersatz. Wichtig ist dabei die sorgfältige Dokumentation aller Bewertungsansätze. Typischerweise wird nur der halbe Steuersatz verwendet, da man annimmt, dass das Unternehmen die Auflösung planen und damit den Steuereffekt optimieren kann.

Wer prüft latente Steuern bei einer Nachfolge oder einem Firma verkaufen?

In der Regel erfolgt die Prüfung im Rahmen einer Financial Due Diligence durch Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder M&A-Berater.

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