Branchenreport Bildung & Soziales
Einleitung
In diesem Branchenreport bieten wir einen umfassenden Überblick über die Entwicklung, Trends, Herausforderungen und M&A-Aktivitäten in der Bildungs- und Sozialbranche. Diese Branche spielt eine zentrale Rolle in der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der Schweiz und umfasst Einrichtungen von der frühkindlichen Bildung bis hin zu sozialen Dienstleistungen.
Im Jahr 2022 erzielte die Branche Bildung & Soziales Gesamterlöse von CHF 25,26 Milliarden. Digitale Lernangebote und soziale Betreuungslösungen stehen im Fokus, da sie auf die wachsenden Anforderungen einer digitalisierten und unterstützungsbedürftigen Gesellschaft eingehen. Trotz dieser Innovationen bleiben klassische Bildungswege weiterhin stark nachgefragt und bilden einen wichtigen Bestandteil der Branche.1
1. Marktstruktur und wirtschaftliche Bedeutung
Die Bildungs- und Sozialbranche in der Schweiz zeichnet sich durch ihre Vielseitigkeit und Relevanz für die nationale Wirtschaft aus. Die Branche unterstützt den Aufbau von Fachkräften und bietet essenzielle Dienstleistungen, die die Chancengleichheit und die soziale Integration fördern.
Ein zentraler Treiber des Wachstums ist die Digitalisierung, die es ermöglicht, Bildungsangebote flexibler und zugänglicher zu gestalten. Digitale Lernplattformen und Technologien wie Künstliche Intelligenz schaffen neue Möglichkeiten, Bildung effizienter und individueller zu gestalten. Dies ist besonders wichtig in einer zunehmend vernetzten und globalisierten Welt.
Darüber hinaus gewinnt die soziale Betreuung durch den demografischen Wandel immer mehr an Bedeutung. Die alternde Bevölkerung erhöht die Nachfrage nach altersgerechten Lösungen, von Betreuungseinrichtungen bis hin zu Weiterbildungsprogrammen. Diese Entwicklung bietet der Branche ein stabiles Wachstumspotenzial und macht sie zu einem bedeutenden Arbeitgeber in der Schweiz.2
2. Trends und Wachstumsraten
Die vierte industrielle Revolution
Die vierte industrielle Revolution verändert die Bildungs- und Sozialbranche durch den Einsatz neuer Technologien und digitaler Tools. Künstliche Intelligenz und Automatisierung erleichtern die Verwaltung von Bildungseinrichtungen und die Analyse von Lerndaten. Ein Beispiel ist der Einsatz adaptiver Lernplattformen, die personalisierte Bildungswege ermöglichen. Diese Entwicklungen lassen eine jährliche Wachstumsrate des technologiebasierten Bildungsmarktes von etwa 4,2% bis 2028 erwarten.3
Demografische Wandel
Der demografische Wandel beeinflusst die Bildungs- und Sozialbranche stark. Eine alternde Bevölkerung erhöht den Bedarf an Betreuung und spezialisierter Ausbildung für Fachkräfte im Seniorenbereich. Gleichzeitig erfordert der Rückgang der Geburtenraten eine Anpassung des Angebots an Bildungseinrichtungen. Der steigende Fachkräftemangel in der Pflege und bei sozialen Dienstleistungen verschärft die Lage zusätzlich. Prognosen erwarten, dass bis 2030 rund 25% der Fachkräfte im Sozialbereich auf den Seniorensektor entfallen werden, was ein jährliches Wachstum von 3,5% in diesem Segment begünstigt.4
Widerstandsfähigkeit
Im Bereich Bildung und Soziales erfordern M&A-Transaktionen eine hohe Widerstandsfähigkeit der betroffenen Unternehmen. Integration und Anpassung an neue Strukturen sind anspruchsvoll, besonders im Bildungssektor, wo kulturelle Unterschiede stärker ins Gewicht fallen. Unternehmen, die durch M&A wachsen, setzen vermehrt auf Synergien in der Verwaltung und IT-Infrastruktur, was eine Effizienzsteigerung ermöglicht. Es wird erwartet, dass dieser Sektor in den nächsten Jahren eine Zunahme der Transaktionen um etwa 2,9% pro Jahr verzeichnet.5
3. Herausforderungen
Mangel an Fachkräften
Der Fachkräftemangel im Bildungs- und Sozialsektor stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Der steigende Bedarf an qualifizierten Fachkräften führt zu Engpässen in der Betreuung und Bildung, wodurch die Qualität der Angebote sinkt. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sind innovative Konzepte und Massnahmen erforderlich, welche die Attraktivität der Berufe erhöhen und eine nachhaltige Personalentwicklung fördern, um langfristig die Versorgung sicherzustellen.6
Steigende Inflation und anhaltende Wohnungsnot
Die steigende Inflation und die Wohnungsnot stellen den Bildungs- und Sozialsektor vor grosse Herausforderungen. Hohe Kosten machen es Fachkräften schwer, in Städten zu leben, was zu einem Rückgang an qualifiziertem Personal führt. Diese Situation wirkt sich auf die Verfügbarkeit von sozialen Dienstleistungen und Bildungseinrichtungen aus. Um dem entgegenzuwirken, sind kreative Lösungsansätze gefragt, um den Arbeitsalltag attraktiver zu gestalten.7
Zunehmende politische Instabilität
Die zunehmende politische Instabilität wirkt sich auch auf den Bildungs- und Sozialsektor aus. Unsicherheiten führen dazu, dass Planungen schwieriger werden und die Finanzierung von Projekten ins Stocken gerät. Dies erschwert es Einrichtungen, langfristige Angebote aufrechtzuerhalten. Um flexibel auf diese Veränderungen reagieren zu können, sind belastbare Netzwerke und vorausschauende Anpassungen in den Organisationsstrukturen notwendig.8
4. M&A Aktivität
2021
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2021
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2023
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Übernahme von FairDoctors durch Ergon Capital
Fusion von Pro Senectute Schweiz und der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich
Übernahme der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi durch die Jacobs Foundation
2023
Übernahme der IU Group durch Oakley Capital
2023
Übernahme von Frigoscandia durch Dachser
2022
Übernahme von Aspire Education durch EMZ Partners
5. Faktoren für Attraktivität &
Unternehmensbewertung
Effiziente Personalentwicklung als Erfolgsfaktor
Eine gezielte Personalentwicklung trägt massgeblich zur Attraktivität und Bewertung von Unternehmen im Bildungs- und Sozialsektor bei. Erfolgreiche Organisationen investieren in Schulungen und langfristige Weiterbildungsprogramme, um Fachkräfte zu binden und ihr Potenzial auszuschöpfen. Diese Massnahmen steigern nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter, sondern auch die Qualität der Dienstleistungen, was sich positiv auf die Unternehmensbewertung und das Ansehen am Markt auswirkt.9
Nutzung innovativer Lerntechnologien
Der Einsatz innovativer Lerntechnologien spielt eine entscheidende Rolle für die Attraktivität und den Wert von Bildungsunternehmen. Institutionen, die auf digitale Lernplattformen und interaktive Tools setzen, bieten ihren Kunden eine zeitgemässe und flexible Lernerfahrung. Dies stärkt ihre Position im Markt und ermöglicht es, auf neue Zielgruppen zuzugreifen. Solche Investitionen führen zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit und langfristig höheren Bewertungskennzahlen.10
Soziale Verantwortung als Differenzierungsmerkmal
Soziale Verantwortung ist ein wichtiger Faktor für die Attraktivität und Unternehmensbewertung im Bildungs- und Sozialsektor. Unternehmen, die sich aktiv in gesellschaftliche Projekte einbringen und hohe ethische Standards leben, gewinnen das Vertrauen der Kunden und Mitarbeitenden. Diese Haltung wirkt sich positiv auf die Reputation aus und zieht Partner sowie Investoren an, die langfristige Stabilität und Nachhaltigkeit schätzen.11
6. Bewertungsmultiplikatoren
Im Kalenderjahr 2024 lag das durchschnittliche EV/EBITDA-Multiple im Bildungs- und Sozialsektor basierend auf der Analyse globaler EV/EBITDA-Multiples typischerweise zwischen 3.1x und 8.8x.12 Unternehmen, die auf innovative digitale Bildungsangebote und nachhaltige soziale Betreuungslösungen setzen, erzielen tendenziell höhere Bewertungen, da diese Bereiche weiterhin stark nachgefragt werden und langfristiges Wachstumspotenzial bieten.
7. Fazit
Die Bildungs- und Sozialbranche bleibt ein zentraler Bestandteil der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz. Ihre Vielseitigkeit und Innovationskraft machen sie zu einem wichtigen Pfeiler für den Aufbau von Fachkräften und die Förderung der sozialen Integration.
M&A-Aktivitäten spielen eine entscheidende Rolle bei der Konsolidierung und Weiterentwicklung des Sektors. Unternehmen, die auf innovative Lerntechnologien und nachhaltige soziale Betreuungslösungen setzen, sind gut positioniert, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden und langfristig von den Entwicklungen der Branche zu profitieren. Diese Ansätze sichern nicht nur die Attraktivität der Branche, sondern schaffen auch Potenziale für nachhaltiges Wachstum und höhere Bewertungen.
Quellen: 1) BFS 2) OECD 3) SSIR / Weforum 4) IMF / Clevelandfed 5) LEK / Grant Thornton / Capstone Partners 6) World Bank / Weforum 7) Harvard / Kenan Institute 8) Emerald / Rise Program 9) McKinsey 10) Grandview Research 11) CFA Institute 12) R.L. Hulett / FirstPageSage